Team Traktor im Titelrausch

Rostock: 4 Gold, 1 Silber, 2 Bronze bei Deutschen Box-Meisterschaften der Elite

 

Rostock/Schwerin. Die alte Box-Hochburg ist auch die neue. Das Team des BC Traktor Schwerin hat bei den 99. Deutschen Box-Meisterschaften der Elite am Sonnabend in der Rostocker OSPA-Arena vier Meistertitel erkämpft. Dazu kommen zwei Bronzemedaillen bei den Männern – erkämpft von Vladislav Hitlin (75 Kg/THE) und Zlatko Strauch (86 Kg/THE). Und dank Joelle Seydou (75 Kg) vom Hamburger Traktor-Stützpunkt Agon eine Silbermedaille bei den Frauen, die ihre Finals am Freitagabend ausgetragen hatten. Die kampfstarke Mittelgewichtlerin unterlag Weltcup-Siegerin Irina Schönberger (Baden-Württemberg). Mit dem Medaillenregen war der Box-Landesverband von Mecklenburg-Vorpommern der erfolgreichste unter den angetretenen 13 Landesverbänden – vor Bayern (3 Gold/3 Silber/0) und Nordrhein-Westfalen (2/4/6 Bronze).
Nach den Auftaktsiegen für Nordrhein-Westfalen und Bayern in den ersten beiden Gewichtsklassen des Männer-Finaltages gingen die folgenden vier Titelkämpfe an den BC Traktor Schwerin und damit nach MV. Den Titelregen für die BCT-Männer eröffnete Federgewichtler Alen Rahimic (57 Kg), in der Ring-Ecke betreut von MV-Landestrainer Ralf Bünger und Marcus Abramowski, gegen den starken Hessen Ousainou Hansen. Während Alen den offensiven Kölner Weltcup-Sieger 2022 anfangs mit langen Geraden auf Distanz halten konnte (alle fünf Punktrichter sahen ihn in Runde eins vorn), wurde der Fight – begleitet von lauten „Alen, Alen!"-Rufen - zunehmend ausgeglichener und härter geführt. Am Ende stand ein knapper, durchaus verdienter 3:2-Sieg für den Schweriner, der die klareren Treffer gesetzt hatte.
BCT-Athlet Razmik Sargsyan (60 Kg) begeisterte eine Gewichtsklasse höher das Publikum. Gegen den aggressiv attackierenden und weit kampferfahreneren Ahmet Sor, dessen Zwillingsbruder Mehmet (beide Baden-Württemberg) Razmik tags zuvor bezwungen hatte, lieferte der pfeilschnelle Leichtgewichtler eine technisch-taktische Meisterleistung ab. Am Ende stand ein einstimmiger 5:0-Punktsieg des von Andre Walther (Traktor-Stützpunkt Hamburg Eilbeck) trainierten und in der Ringecke sekundierten Athleten.
Im anschließenden Weltergewichts-Kampf (63,5 Kg) brillierte David Gkevorgkian (BCT) gegen Mert Caliskan (NRW) mit hängender Deckung, unglaublichen Reflexen und raschen Meidbewegungen sowie ansatzlos abgefeuerten Schlägen. Sein Kontrahent auf verlorenem Posten - wurde in Runde zwei angezählt. Alle fünf Punktrichter votierten für den schlaksigen, aber schnellen Schweriner.
Als vierter und letzter Schweriner Finalist überzeugte Yaroslav Samofalov (67 Kg), in der Ringecke betreut von Traktor-Coach Michael Timm, Publikum wie Punktrichter. In einem mitreißenden Gefecht zweier Klasseboxer besiegte „Yaro" Nick Bier (Niedersachsen). Schrecksekunden vor Kampfende: Samofalov wurde vom aus der Nase blutenden Bier angeknockt und vom Ringrichter angezählt, dann ertönte sogleich der Schlussgong. Dennoch, auch das Punktrichter-Quintett votierte mit 5:0 für den gebürtigen Ukrainer.
Traktor-Beiratsvorsitzender und DBV-Vizepräsident Prof. Dr. Jens Hadler, der sämtliche Frauen- und Männerfinalkämpfe in Boxringnähe verfolgt hatte, war zufrieden: „Erstmal danke an unsere Athleten, unser Trainerteam und an den PSV Rostock als Ausrichter der Deutschen Meisterschaft – sie war top organisiert. Ein Erfolg für Meck-Pomm. Trotz der Erfolge bei dieser Meisterschaft sind wir herausgefordert, noch mehr zu tun für die kontinuierliche Förderung lokaler und regionaler Talente – auch am Landesleistungszentrum und am Olympiastützpunkt. Es ist uns bewusst, dass wir mehreren Boxern, die nicht aus MV kommen, über die Bundesliga oder Kooperationen ein sportliches Zuhause gegeben und an uns gebunden haben. Der Erfolg stützt sich auf mehrere Säulen. "
Die Titelkämpfe vom 30. November bis 3. Dezember mit insgesamt 103 Kämpfen in der OSPA-Arena waren vom PSV Rostock e.V., dem mit 3300 Mitgliedern, darunter 1700 Kinder, größten Breitensportverein in Mecklenburg-Vorpommern, über Monate vorbereitet worden. Ein fünfköpfiges Team um Chefkoordinator und Trainer Clemens Busse (31) hatte sie nahezu perfekt organisiert und mit Hilfe etlicher Ehrenamtlicher ausgetragen. Die Kämpfe wurden begleitet von einer imposanten Licht-Show und zu den Finals von temperamentvollen Tanzeinlagen des Rostocker „Seawolves Danceteams". DBV-Präsident Erich Dreke bedankte sich bei den Ausrichtern für eine „schöne und leistungsstarke Deutsche Meisterschaft"

 

Text: Jürgen Schultz


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